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Lied vom Alkohol


Als Verfasser eines Studentenliedes über den Alkohol zeichnet ein gewisser Herr Flemming, dessen Hang zur Dichtkunst zweifellos stärker war als sein Hang zur Chemie. Wie sonst nämlich wäre es zu erklären, daß er die Formel des Alkohols konstant mit C2H6O2 angibt! „Zwei“ reimt sich halt so gut! Versuchen Sie doch mal, auf O etwas anderes als Floh, Klo oder Stroh zu reimen…

Organ’sche Formeln, seh ich euch, so wird mir flau das Herz.
Dem Mann, der euch erfunden hat, dem Manne gönn‘ ich Schmerz.
Doch eine Formel gibt’s, um die den andern ich verzeih‘,
das ist der biedre Alkohol C2H6O2.

Er ist der Tröster, den die Schrift den Sterblichen verhieß;
er schafft das wüste Jammertal dir schnell zum Paradies.
Willst du hinieden selig sein, von allen Sorgen frei,
so absorbiere möglichst viel C2H6O2.

Und fleußt er in den Darmkanal, verliert er – ach – 2 H,
er wird zum schnöden Aldehyd, dann ist der Kater da!
Doch darauf gibt’s ein Reagenz, ob noch so arg er sei:
Den Kater fällt im Überschuß C2H6O2.

Oft ist mein Silber all gelöst zur Sättigung in Bier,
und ungelöst als Rückstand bleibt ein einz’ger Schilling mir.
Er läßt sich nicht zerlegen mehr, doch das gilt einerlei,
er reicht ja grad zu einem Schnaps C2H6O2.

Wenn in die Elemente einst mein irdischer Leib zerfällt
und frei wird C, H, O und N duftet in die Welt,
dann mag das N verduften gern in alle Winde frei.
Aus den drei anderen bilde sich C2H6O2.

Und soll ein Mensch bekritteln mir die biedre Formel hier,
weil sie nicht nach der Radikal- noch Typentheorie:
Dies Lied ist typisch jedenfalls, und ich bin nebenbei
jetzt radikal beduselt mit C2H6O2.

Quelle: „Das lachende Labor“ von Hans-Heinrich Vogt

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