Polizei-Witze

Polizeiwitze sind faktisch die Steigerung von Beamtenwitzen. Denn Polizisten sind mit weitaus mehr Befugnissen ausgestattet, die ihnen erlauben, gegen Bürger vorzugehen. Anders ausgedrückt: Polizisten sind Angehörige der Exekutive, also jener Staatsebene, die Vorschriften ausführen und durchsetzen muss – die Verwaltung ist lediglich der Helfer der Legislative, welche die Vorschriften beschließt. Der Mitarbeiter einer Verwaltung bleibt weitgehend anonym, der Polizist muss sich in die direkte Konfrontation mit dem Bürger begeben. Dieser enge Kontakt hat noch eine weitere verhängnisvolle Folge: Die Kluft zwischen dem Ideal, das der Polizist vertritt, und der Begrenztheit seiner persönlichen Mittel, wird für jeden Beteiligten schnell offensichtlich. Entsprechend härter werden Polizisten in Witzen bewertet: Beamte sind meist „nur“ faul, Polizisten dazu aber auch noch „dumm“.

Die Polizei und ihr Kommunikationsproblem

Polizei Witze

Polizisten scheitern in der Bewertung durch die Bürger nicht nur (wie übrigens die meisten Menschen, die ein ideal vertreten) an ihrer persönlichen und realen Unzulänglichkeit in Bezug auf einen abstrakten und unpersönlichen Wert, sondern auch durch die verordneten Sprachregelungen. Um sicherzustellen, dass Polizisten per se keine Verletzung von Persönlichkeitsrechten begehen können und Sachverhalte neutral ausdrücken, müssen sie sich an vorgeschriebene Formulierungen halten. Das führt zu einem gestelzten Amtsdeutsch, das den Spott der Bürger erst recht herausfordert. Wenn die Polizei einen Betrunkenen zur Ausnüchterung mitnimmt und bekanntgibt, dass sie „eine hilflose Person aufgefunden und den zuständigen Stellen übergeben hat“, ist das im normalen Verständnis eine stark überhöhte Beschreibung eines völlig profanen Sachverhalts. Das aber sind die Konstellationen, aus denen Witze entstehen.

Die Witzfigur als Blitzableiter

Da Polizisten in ihrer Ausbildung also eine Schablonensprache und Vorschriften auswendig lernen, die Fähigkeit zur Ausübung von körperlicher Gewalt erwerben, und keine besonderen Voraussetzungen außer physischer Eignung mitbringen müssen, fällt die intellektuelle Bewertung ihrer Qualifikation bei missgünstiger Betrachtung recht dünn aus. Die negative Einstellung jedoch ist programmiert – weisungsberechtigte Personen werden immer als lästig empfunden. Da den Weisungen meist nicht widersprochen werden kann, greifen Witze bei den personellen Schwächen an. Bei Polizeiwitzen sind das die vermeintlichen intellektuellen Defizite der Akteure. Letztendlich stellen Polizeiwitze jedoch nichts anderes dar, als der Ohnmacht der Bürger gegenüber der Staatsmacht einen „Blitzableiter“ zu verschaffen. Das ist immer noch besser als Randale.

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